Mittwoch, 15. August 2012

Pisa - der freche Turm von...

Wenn der Turm des Doms zu Pisa nicht zufällig beim Bau eingesunken wäre.... es wäre wohl der berühmte Glockenturm der Kathedrale Santa Maria Assunta geworden.
Die ganze Piazza del Duomo verdient die Auszeichnung eines wundervollen Ensembles der Baukunst. Ich möchte es hier einmal richtig vor Augen führen: Dieses runde Türmchen, gesäumt von Säulengängen in jedem Stockwerk, mit einem kleinen Stöpsel oben drauf... dieses einzigartige Bauwerk ist ein Kirchturm!! Ist euch das jetzt so richtig bewusst geworden, Leute? Die Einzigartigkeit zeigt sich darin, dass der Turm rund ist, und dass er Säulengänge hat. Er ist einfach wunderschön anzuschauen, und ich wünschte, mehr Kirchen hätten nach diesem Vorbild ein Türmchen verabreicht bekommen. ABER!!! Es ist doch nicht bloß der Turm! Der sollte ja nur ein Teil eines Ensembles sein. Da wäre noch der Dom selbst und das Baptisterium (das übrigens wie ein Panettone aussieht). Und die sind genauso wunderschön.
War keine Absicht... krieg es nicht mehr grade hin...

Die Bodenplatte des Turms

Man sieht wohl die Neigung.

Der Panettone - das Baptisterium von Pisa

Ist das nicht wunderschön? 

Santa Maria Assunta

Kecker Blick hinter dem Dom hervor

Das erste, dessen man gewahr wird, wenn man auf die Piazza
del Duomo zuschreitet.

So sieht das aus, wenn man von der Hauptstraße zum
Domplatz kommt. Immer wieder gut, zu wissen, wie es sich als
Tourist anfühlt, kurz vor der Sehenswürdigkeit angelangt zu sein.
Und... sie in einen realen Bezugsraum zu stellen.


Vor dem ganzen breitet sich ein schön gepflegter Rasen aus. Und diesen sollst Du nicht betreten, sagt uns dort ein Schild, oder auch der Masseneffekt... denn eine sooo leere Wiese bei solchen Menschenmassen... da gehst Du nicht unbedingt drauf.
Und das kann auch peinliche Konsequenzen haben. Italien ist anders... wir haben es erlebt, dass Leute am italienischen Nationalmonument in Rom durch die Sicherheitsbeamten gecheckt wurden, weil sie es gewagt hatten, sich auf die heiligen Stufen zu setzen. Nun gut.
In Pisa geht ein Uniformierter über den Platz und lüftet sein Trillerpfeifchen, sollte ein Unvorsichtiger, ein Wahnsinniger, ein Flitzer, den Fuß auch nur einen Meter weit in den Rasen setzen. Dann hallt es durch den ganzen Ort, und aller Augen richten sich auf den bemitleidenswerten Teufel, der im Leben nicht mehr ein Stück grünen Bodens betreten wird.

Man kann den Turm dafür besteigen. Seit einigen Jahren ist es wieder gestattet, nachdem Italien Vieles zur Rettung des Bauwerks getan hat. Über fünfzehn Jahre war der Turm gesperrt. Er war einfach zu weit geneigt. Heute, ich hörte es mit schwindender Fassung, ist er etwa 38 cm weniger schief als früher. Also, Leute: jeder, der schon mal in Pisa war, etwa vor dem Jahr 1990, der kann sich heute rühmen, etwas zu besitzen, was man nicht mehr erleben kann: (Hoffentlich) Fotos vom Schieferen Turm als heute. Wir können diese dann mit meinen vergleichen, und den Unterschied finden.
Die findigen Ingenieure hatten allerlei Ideen, wie man einen schiefen Turm wieder gerade richten könnte, welche leider großteils in die Hose gingen. Von Fundamentverstärkung war da die Rede, von Gegengewichten... nach den Verstärkungen sank der Turm weiter ein, der betreffende Ingenieur war nicht mehr aufzufinden und Geheimdienstberichten zufolge in Dschibuti gesehen worden.
Das Ei des Kolumbus fand keiner, aber man grub schließlich eine Idee aus den 60ern aus, nach der, warum bin ich da nicht selbst draufgekommen, einfach auf der anderen Seite der Neigung Erdreich weggenommen wird. Dadurch senkt sich auch diese Seite, und die Neigung verringert sich. Genial! Wenn das Neigen schon so gut funktioniert, warum nicht damit arbeiten!

So saßen wir nach der Besichtigung der Piazza in einer Pizzeria nahe des Turms, betrachteten ihn beim Essen, und wälzten dieses kuriose Thema des Schiefen Turms und seiner Vergangenheit.
Ich kann sagen, wir haben kein Bauwerk auf unserer Reise so ausführlich genossen wie unser freches Türmchen, das da so keck hinter seinem Dom hervorlugt.


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