Hallo, liebes Tagebuch!
Wir sind fix und fertig in Genua angekommen. Nach den französischen Zügen kamen wir erst einmal in die italienische "Holzklasse" und wünschten uns die SNCF mit ihrem Komfort und den rücksichtsvollen Franzosen zurück.
Nur den Zug nach Italien haben wir erst einmal verpasst gehabt. Es waren im Zug von Nizza über Monte Carlo nach Ventimiglia (I) sooo viele Leute, dass wir nicht einsteigen konnten. Wir blieben in einer Traube von Leuten übrig, die es nicht fassen konnten, nicht einmal einen Fuß in den Zug zu kriegen.
Wir schafften es beim nächsten Zug, zu den ersten zu gehören, die einsteigen, und standen die Fahrt nach Italien. Wir passierten Monte Carlo, und wer es nicht weiß: man fährt in Frankreich in einen Tunnel, der Bahnhof Monte Carlo liegt unterirdisch, und man verlässt das Fürstentum über den Tunnel. Wenn man die liebe Sonne wieder sieht, ist davon nichts mehr zu sehen.
Das gleiche mit San Remo: Fotoapparat bereit: San Remo liegt in einem Tunnel.
In Monte Carlo wüselten alle Leute hinaus und wir waren fast allein auf dem Weg nach bella Italia.
Ventimiglia, die Grenzstation, ist ein langweiliger Ort. Dort gibt es aber einen großen Straßenmarkt, auf dem fast nur französisch gesprochen wird. Hierher kommen wohl die Kinder der Grande Nation, um sich vermeintlich billigen Käse und Wurst zu besorgen, Lederschuhe bei einem romantisch südländischen Italiener auf der Straße zu kaufen, und sich von einem typischen Sizilianer die Speisekarte im Bistro auf italienisch aufsagen zu lassen. Alles in allem: das gleiche, was wir mit den Italienern machen! ;-)
Der Umstieg auf die italienische Bahn schmerzte im ersten Augenblick ein wenig. Nicht die gleiche Rücksicht der Passagiere, die Waggons ungemütlicher eingerichtet, eine schlechte Klimaanlage.
Wir kamen in Genua an und waren erstmal überrascht über den häßlichen Pomp, den die Stadt ihren Besuchern vorführt. Nach drei äußert abstoßenden Wolkenkratzern am Bahnhofsplatz gingen wir die Einkaufsmeile zum Hotel entlang. Die Häuser überbieten sich in Prunk und prangendem Schmuck, dass man Angst haben muss, manche Balustrade müsse aufgrund ihres Übergewichts herunterfallen. In einem wirklich ausladenden barocken Fensterrahmen bringt man noch tadellos einen Fensterschmuck in Neo-Renaissance unter, mit Giebel und Säulen.
Nicht zuletzt sind alle Gebäude stark geschwärzt vom Ruß und Dreck, was dem Ganzen noch einmal etwas Abstoßendes verleiht.
Die Absicht, den Besucher zu beeindrucken, haben sie bei uns geschafft, aber es hat im Überschwang wohl keiner dran gedacht, auf welche Weise das geschieht.
Wir sind etwas müde und abgeschlafft. Das Gerangel am Zug, die Steh-Zugfahrt, die italienische Holzklasse, und eine Großstadt, die uns zu verschlingen scheint, haben uns etwas angeschlagen.
Heute heißt es: Olympia 2012 im Zimmer, ist das beste Einschlafprogramm.
Morgen fahren wir nach Florenz, worauf wir uns schon riesig freuen. Dann gibts auch wieder Bilder.
Gute Nacht, liebe Freunde in Österreich, Deutschland und Kroatien!
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