Mittwoch, 1. August 2012

Marseille - Kulturhauptstadt 2013

Da verlegen sie gerade die Prachtstraße für das nächste Jahr.
Wir verlassen morgen Marseille in der Gewissheit, dass alles getan wird, um den alten Hafen für das Jahr 2013, in dem Marseille zur europäischen Kulturhauptstadt wird, fesch zu machen. Unter unserem Domizil arbeiten emsige Ameisen daran, weißes Straßenpflaster zu verlegen.

Diese Stadt hat ihren Gästen einiges zu bieten. Massilias Gründung geht sogar in die Zeit der Griechen zurück, und darf sich eine bedeutende Handelsstadt nennen, als die Römer, quasi als Neulinge, ihren Einfluss in der Region beginnen. Schließlich wird aus der griechischen Kolonie doch ein Teil des römischen Reiches, aber nicht ohne sich zuvor lange Zeit Autonomie bewahrt zu haben als Handelspartner und Verbündeter.

Notre-Dame-de-la-Garde mit riesiger Marienstatue obendrauf
Steht man auf dem Berg der Walfahrtskirche Notre-Dame-de-la-Garde über der Stadt, überblickt man ein weites Feld von Häusern und erstaunt angesichts der Größe. 800.000 Einwohner offiziell, mit dem Umland dazu ein Ballungsraum von 1,5 Millionen Menschen. Sie finden auf einem nicht unbeträchtlichen Raum Platz, umgrenzt von karstigen Bergen, von denen die Metropole nach allen Seiten zu umgeben wird. Diese Berge, die sich an der Küste weiter entlang ziehen, beherbergen die höchste Klippe Europas.



Die Stadt geht einfach auf allen Seiten so weiter...


Mit ihrer Größe überraschte uns dann auch die Kathedrale Marseilles. Sie steht abseits des Hafens, in einer unauffälligen Gegend, und rühmt sich auch keines Einflusses auf ihre unmittelbare Umgebung. Das erstaunt bei ihren Ausmaßen. Neben dem Seitenschiff ein alter Boule-Spielplatz, auf der anderen Seite, ein endlos langes, verlassenes, ödes Dock, an dem, scheint es, Kreuzfahrtschiffe stehen, die gerade nicht gebraucht werden. Dieses Dock ist allerdings mit einem Zaun umgeben und höchst wenig einladend.
In dieser Gegend nun wendet man sich ums Eck und möchte im ersten Augenblick nach hinten straucheln, weil man so hoch hinaufschauen muss, um die Kirchturmspitze zu sehen. Ein wahres Monstrum in neobyzantinischem Stil, schwarz-weiß gestreift (!) dröhnt in den Augen.
Die Kathedrale von Marseille

Hier wird demnächst der Airbus 380 gebaut.

Im Seitengang kann man eine Einkaufsstraße
unterbringen.
Betritt man die Kirche durch die Tür der Kirchenmaus, erkennt man erst die wahren Proportionen. Die Kirche kann alle Marseillesen zugleich aufnehmen, alle Pfarrer Europas können gemeinsam die Messe lesen, und die Orgel muss wohl von einem 150.000PS-Dieselmotor angetrieben werden. Die haben sie praktischerweise auch auf die ganze Kirche verteilt. Jedenfalls die Pfeifen.
Monströs geht es in Säulengängen um die Apsis herum, mit Seitenkapellen, die an sich schon Bischofskirchen sein könnten.
Ohne Umschweife erklärt es auch eine Tafel am Eingang, dass sich die Kirche mit dem Petersdom messen kann. Lasst das mal nicht den Bischof von Rom hören. Aber ein Vergleich lohnt: Marseilles 141 Meter Länge zu 187 Meter des Längsschiffs des Petersdom, Querschiff Marseille 50 Meter, Petersdom 138 Meter. Letzteres hängt aber mit der unterschiedlichen Bauweise zusammen. Bleibt noch die Höhe: 60 Meter zu 132 Meter.
Kann sich sehen lassen.
Unser Fazit: Beeindruckend, aber unsympathisch. Ein wenig zu groß angelegt, dafür zu wenig liebevoll gearbeitet, mehr die Größe als das Gefühl im Auge gehabt.

Vor einem Zug mit diesem Logo sollte
man rechtzeitig zur Seite gehen, denn es
ist ein TGV. Train de grande vitesse
Mit dem TGV ist man heutzutage in drei Stunden in Paris (!!), das ist die schnellste Zugverbindung Europas und macht, auf der Karte betrachtet, andächtig staunen. Wir waren nicht ganz so schnell, denn es gibt hier Unterschiede im Fahrplan.

Unser letzter Abend mit dem besten Blick auf Marseille, den alten Hafen, hat begonnen, morgen geht die Reise nach Nizza, mal schauen, was die reichen Säcke heuer als Bademode tragen. Dollar- und Eurozeichen werden ja langsam out, wie man aus Finanzkreisen hört.
Nach Nizza verlassen wir die Grande Nation und begeben uns nach Bella Italia, genauer Genua.

In der Zwischenzeit: Danke für Eure Anteilnahme und Euer Interesse.

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