Samstag, 18. August 2012

Cesare - der philippinische Napolitano

Wie ich schon früher erwähnte, wohnten wir im Art Ressort Galleria Umberto I., das heißt, im Art Ressort in der Galleria Umberto I. Eine der ersten, wenn nicht die erste Einkaufsgalerie der Welt. Zu ihrer Zeit natürlich sehr elegant und pompös ausgeführt und eher etwas für die Adeligen und Reichen. Wunderschön und nicht vergleichbar mit heutigen Bauwerken dieser Art.
Das Hotel, im obersten Stockwerk eines der Häuser dieser Gallerie gelegen, war auch ein prunkvoll ausgestattetes Haus, sehr elegant, sehr vornehm. Wir hatten Glück, wir bekamen ein Schnäppchen dort.
Unser erster Kontakt eine Hausklingel in der Gallerie mit Kamera. Neugierige Blicke von Touristen, als wir vor dem Eingangstor standen und Einlass bekamen wie im Sicherheitstrakt einer Reichenstadt.
Unser Name war wie eine magische Formel, wie ein "Sesam, öffne Dich!". "Yes, Sir, of course, Sir," klang es mir entgegen. Ein historischer Lift bot sich an, uns in den vierten Stock zu schaffen, der nach heutigen Maßstäben wohl eher der sechste oder siebte wäre. Zwei Schwingtüren in der Kabine, die man auf- und zumachen musste, und eine Scherentür am Gittergehäuse rund um den Liftschacht. Da traten wir wieder aus und gingen zu Fuß...
Im vierten Stock öffnete sich eine Glasschiebetüre vor uns. Ein Schwall arktischer Kälte trat uns wie eine unsichtbare Mauer entgegen. Von 40° auf 22°. Luxusherberge. Alles vollklimatisiert.

Am Empfangstisch hieß uns ein junger Philippino namens Cesar herzlich willkommen und führte uns in Art eines klassischen Dramas in unsere Suite. Die Sprache eines untertänigen Dieners mit korrekten und eleganten Formeln wie aus amerikanischen Kolonialfilmen brachte mich fast zum Schmunzeln. Eindeutig hatte er sich diesen Habitus selbst zugelegt, denn er hob sich damit weit vom Benehmen aller anderen Hotelangestellten ab. Bei näherer Betrachtung stellten wir fest, dass der junge Mann um einiges jünger war, als man anfangs wahrnimmt. Statt der geschätzten 25 Jahre war er eher 17, und das erklärte auch seine etwas kindliche Art, vornehm und dienlich zu sein.
Abends saßen wir auf unserem Balkon, und als ich feststellte, dass sich neben uns an der Wand die Gasleitung, der Gaszähler, und in einer anderen Ecke der Wasserboiler mit Gastherme befand, blieb Elisabeth fast der Rauch im Hals stecken...
Daraufhin entschieden wir uns, den Rauchsalon auf die allgemeine Terrasse neben dem Foyer zu verlegen. Nachdem alle gefährlichen Sachen sich auf unserem Balkon befanden, musste dort ja alles im Lot sein.
Wir sind nicht zu vorsichtig, aber ich konnte, meine Nase in die Nähe der Leitungsweiche haltend, das Gas riechen.
Am allgemeinen Balkon angelangt, saßen wir an einem Kaffeetischchen und schauten auf den Vomero und das beleuchtete Kastell. Cesar und ein zweiter, kleinerer Philippine, waren noch im Dienst.
Ich fragte den Kleinen, ob man uns Kaffee servieren würde. Ich hatte im Zimmer erstaunt festgestellt, wie günstig hier der Room Service war. Ein Cappuccino kostete aufs Zimmer 2,50 Euro, ein handelsüblicher Preis ohne Extrabedienung. Also konnte man getrost Kaffee bestellen, wenn der Weg zum Foyer doch viel kürzer als aufs Zimmer war.
"Yes, Sir, of course, Sir," sagte der junge Mann, schaute dabei aber etwas unsicher und nachdenklich, verschwand, um sich mit Cesar zu beraten, der dann auf uns zu trat.
"One coffee three fifty, is this okay?" Ein Kaffee 3,50 Euro. Das war aber komisch. Ich schaute zwar etwas verdutzt, bestätigte aber das "Angebot", und in einer für Gastronomiebedienstete unüblich langer Zeit kamen unsere Cappuccini daher.
Nach dem Genuss des Getränks sagte uns der Kleine, wir müssten bar bezahlen. Jetzt musste ich schmunzeln, und fragte Cesar, der hinter seinem Kollegen schützend Position bezogen hatte und lauernd meine Antwort abwartete, ob er hier auf eigene Rechnung handeln würde. "Oh, no no no no no," sagte er. Nun, leider hatte ich gerade nur eine 50-Euro-Note bei der Hand, die ich beiden zur Demonstration hinhielt. Die beiden wurden unsicher. Ob ich es denn nicht kleiner hätte, fragten sie. Hatte ich aber nicht.
Cesar verschwand. Der andere nestelte unsicher an seinen Fingern, sich fragend, wie nun weiter. Einen Ausweg suchend, fragte er:"Six Euro?". Jetzt war alles klar. Hier wurden Privatgeschäfte mit Kaffee gemacht. Ich überhörte das Angebot, achselzuckend stand ich mit meinem Fünfziger da.
Der Kleine verschwand, ich habe leider seinen Namen vergessen, und in der Lobby entstand eine unterdrückte heftige Diskussion zwischen den beiden. Gefühlte Stunden später kam er zurück, mit lauter vernudelten Banknoten. Elisabeth schüttelte sich vor Lachen. So bezahlten wir also unseren Kaffee.
Als wir zu unserem Zimmer aufbrachen, fragte uns Cesar, ob der Kaffee nach unserem Geschmack war, was wir freundlich bejahten. Der Kleine, wohl etwas übermotiviert, fragte dazu:"Did you like the decoration?" und meinte damit die hübschen Kaffeezeichnungen, die er in den Milchschaum gemacht hatte. Ja, ja, die waren wunderschön. Der Kleine grinste wie ein Malzzuckerl und freute sich so, dass er hätte Deckensprünge machen können. Wer, bitte, im ganzen Kaffeehausgeschäft, fragt denn nach der Verzierung??

Im Zimmer angekommen, kontrollierte ich die Preisliste für den Room Service. Dort stand eindeutig 2,50 Euro, mit der Anmerkung, dass die Getränkekosten direkt auf die Zimmerrechnung geschrieben werden. Aha!
Mit der Liste unterm Arm machte ich mich freundlich und als ob nichts wäre auf zur Rezeption. Cesar war gerade nicht da, dafür der Kleine. Wie es denn so gehe, fragte ich, und ob Cesar noch da wäre. Cesar komme gleich. Außerdem seien die beiden Brüder, der Kleine gerade ein Monat hier, Cesar schon etwas länger. Ihm gefalle die Arbeit, aber er lerne noch. Wir sprachen noch über unsere Reise und so. Dann ging uns der Gesprächsstoff aus und ich studierte den Stadtplan Neapels.
Ein älterer Herr, Philippine wahrscheinlich, trat herein und fragte auf italienisch, wo denn Cesare sei, wohlgemerkt die italienische Form des Namens ("Dschäsareh"). Es war schließlich ein sehr väterliches Auftreten, zu familiär und unprofessionell autoritär. Schätzung: Das war der Vater der beiden. Folgerung: das Hotel gehört den Eltern.
Nun, dieser Herr verschwand wieder etwas zwieder, und Cesar erschien wieder auf der Bildfläche. Grinste mich freundlich an und erstarrte, als ich ihm die Liste zeigte und eine Erklärung verlangte.
Das sei in Ordnung so, sagte er. Kein Problem! Nun, nichts anderes nahm ich an, sagte ich ihm, nur wolle ich eben verstehen, warum es da Unterschiede gibt. Noch einmal seine Beteuerung, das sei in Ordnung, völlig korrekt. Schließlich die Bemerkung, es sei ein anderer Kaffee als beim Room Service.
Aha! Haben die hier zwei Bars? Ist mir nicht aufgefallen. Na gut.
Cesar steigerte sich etwas in die Sache hinein, meinte, ich könne ja am nächsten Tag einen Kollegen fragen, er könne es auch aufschreiben. Dabei zog er bereits eine Zettel hervor und richtete sich für eine Notiz, in dieser Pose verharrend.
Wenn ich jetzt nichts sage, dachte ich, dann muss er sich wohl selbst einen Tadel aufschreiben für den nächsten Tag. Ich wehrte aber ab, wollte ihm klar machen, dass ich nur verstehen wollte, nicht anklagen, und dass mit der Erklärung alles in Ordnung wäre.
Das beteuerte er auch noch dreimal. Müde, aber zufrieden, machte ich mich auf ins Zimmer.

Am nächsten Tag, Cesare war nicht zu sehen, fuhren wir nach Pompeji. Als wir frühstückten und später, als wir das Hotel verließen, sah ich mir alles noch einmal an. Es war eindeutig nur eine Kaffeemaschine zu sehen, nur eine Bar. Die Angestellten für den Abend mussten einfach den Kaffee machen und auf die Zimmer bringen. Da war sonst nichts.

Der dritte Tag brachte die Abreise. "Sieh einer an," dachte ich. Cesare hatte Frühdienst und bediente im Frühstückszimmer. Er machte einen sehr dunklen und kühlen Eindruck. Keine Miene verzog er. Ich begann zu befürchten, er verübelte mir nun meine Nachfrage und konnte seine Abneigung kaum verhehlen. Hoffentlich würde er uns nicht in den Kaffee spucken...
Das Frühstück neigte sich dem Ende zu, und unser Aufenthalt im Hotel auch. Wir waren fertig und wollten aufstehen, da kam Cesare, machte Anstalten, meine Tasse abzuräumen, und fragte schließlich, ob ich mit der Kollegin gesprochen hätte. Ahaaaa! Das war des Pudels Kern.
Ich wehrte ab, ich hatte mit niemandem geredet, noch einmal der Versuch, klarzustellen, dass für mich kein Problem existiere.

Schließlich trafen wir Cesare das letzte Mal beim Auschecken an der Rezeption. Er hatte uns vom Frühstücksraum beobachtet und gesellte sich zu seiner Kollegin am Schalter, während wir mit ihr die Abrechnung machten. Bang beobachtete er das Gespräch zwischen mir und der Rezeptionistin. Diese bemerkte ihn und gab ihm ungeduldig Anweisung, das Zimmer schon einmal herzurichten und hier nicht rumzustehen. Cesare grummelte etwas zur Antwort, ging einige Schritte weg und blieb dort wieder stehen. Ein zweites Mal scheuchte ihn die Rezeptionistin weg, und diesmal ging er endgültig ab.
War ihm diese Begegnung mit uns eine Lehre? War ihm bange zumute?

Donnerstag, 16. August 2012

Bahnkilometer - wie rechnet man die Streckenlänge aus?

Dies wird wieder einmal ein "Tu, felix Austria"-Post.
Bin gerade dabei, unsere zurückgelegten Bahnkilometer auszuforschen. Unsere Gehkilometer können wir ja leider nicht nachrechnen, was Elisabeth sehr bedauert, nachdem sie vor der Reise noch überlegt hatte, ob sie einen Schrittzähler kaufen soll.
Nun, auch ich hätte dazu etwas beitragen können. Mit meinem Smartphone und dem Programm endomondo kann ich, eigentlich für Sport gedacht, meine zurückgelegte Strecke und Zeit, inklusive Satelliten-Navigation, aufzeichnen. Aber vier oder fünf Stunden täglich, das schafft der Akku nie.
Nun, die Bahn... wir sind verwöhnt in unserem Land. Hier werden die Bahnkilometer beim Ticketpreis im Internet angezeigt.
In Deutschland sucht man so etwas vergebens. Nach längerer Recherche wurde mir klar, dass ich zu diesem Zweck für das deutsche Bahnnetz eine Software installieren muss, die eigentlich für Privatbetreiber im Zugverkehr entwickelt wurde, um die Kosten für die Streckenbenützung bei der Deutschen Bahn ausrechnen zu können. Äh... tja... nein.
SNCF, der französische Bahnbetreiber, bietet leider auch keine Kilometer auf der Kundenseite an.

Damit werde ich das Projekt Bahnkilometer beenden. Sorry, Leute!
Wir lesen uns! ;-)

Mittwoch, 15. August 2012

Pisa - der freche Turm von...

Wenn der Turm des Doms zu Pisa nicht zufällig beim Bau eingesunken wäre.... es wäre wohl der berühmte Glockenturm der Kathedrale Santa Maria Assunta geworden.
Die ganze Piazza del Duomo verdient die Auszeichnung eines wundervollen Ensembles der Baukunst. Ich möchte es hier einmal richtig vor Augen führen: Dieses runde Türmchen, gesäumt von Säulengängen in jedem Stockwerk, mit einem kleinen Stöpsel oben drauf... dieses einzigartige Bauwerk ist ein Kirchturm!! Ist euch das jetzt so richtig bewusst geworden, Leute? Die Einzigartigkeit zeigt sich darin, dass der Turm rund ist, und dass er Säulengänge hat. Er ist einfach wunderschön anzuschauen, und ich wünschte, mehr Kirchen hätten nach diesem Vorbild ein Türmchen verabreicht bekommen. ABER!!! Es ist doch nicht bloß der Turm! Der sollte ja nur ein Teil eines Ensembles sein. Da wäre noch der Dom selbst und das Baptisterium (das übrigens wie ein Panettone aussieht). Und die sind genauso wunderschön.
War keine Absicht... krieg es nicht mehr grade hin...

Die Bodenplatte des Turms

Man sieht wohl die Neigung.

Der Panettone - das Baptisterium von Pisa

Ist das nicht wunderschön? 

Santa Maria Assunta

Kecker Blick hinter dem Dom hervor

Das erste, dessen man gewahr wird, wenn man auf die Piazza
del Duomo zuschreitet.

So sieht das aus, wenn man von der Hauptstraße zum
Domplatz kommt. Immer wieder gut, zu wissen, wie es sich als
Tourist anfühlt, kurz vor der Sehenswürdigkeit angelangt zu sein.
Und... sie in einen realen Bezugsraum zu stellen.


Vor dem ganzen breitet sich ein schön gepflegter Rasen aus. Und diesen sollst Du nicht betreten, sagt uns dort ein Schild, oder auch der Masseneffekt... denn eine sooo leere Wiese bei solchen Menschenmassen... da gehst Du nicht unbedingt drauf.
Und das kann auch peinliche Konsequenzen haben. Italien ist anders... wir haben es erlebt, dass Leute am italienischen Nationalmonument in Rom durch die Sicherheitsbeamten gecheckt wurden, weil sie es gewagt hatten, sich auf die heiligen Stufen zu setzen. Nun gut.
In Pisa geht ein Uniformierter über den Platz und lüftet sein Trillerpfeifchen, sollte ein Unvorsichtiger, ein Wahnsinniger, ein Flitzer, den Fuß auch nur einen Meter weit in den Rasen setzen. Dann hallt es durch den ganzen Ort, und aller Augen richten sich auf den bemitleidenswerten Teufel, der im Leben nicht mehr ein Stück grünen Bodens betreten wird.

Man kann den Turm dafür besteigen. Seit einigen Jahren ist es wieder gestattet, nachdem Italien Vieles zur Rettung des Bauwerks getan hat. Über fünfzehn Jahre war der Turm gesperrt. Er war einfach zu weit geneigt. Heute, ich hörte es mit schwindender Fassung, ist er etwa 38 cm weniger schief als früher. Also, Leute: jeder, der schon mal in Pisa war, etwa vor dem Jahr 1990, der kann sich heute rühmen, etwas zu besitzen, was man nicht mehr erleben kann: (Hoffentlich) Fotos vom Schieferen Turm als heute. Wir können diese dann mit meinen vergleichen, und den Unterschied finden.
Die findigen Ingenieure hatten allerlei Ideen, wie man einen schiefen Turm wieder gerade richten könnte, welche leider großteils in die Hose gingen. Von Fundamentverstärkung war da die Rede, von Gegengewichten... nach den Verstärkungen sank der Turm weiter ein, der betreffende Ingenieur war nicht mehr aufzufinden und Geheimdienstberichten zufolge in Dschibuti gesehen worden.
Das Ei des Kolumbus fand keiner, aber man grub schließlich eine Idee aus den 60ern aus, nach der, warum bin ich da nicht selbst draufgekommen, einfach auf der anderen Seite der Neigung Erdreich weggenommen wird. Dadurch senkt sich auch diese Seite, und die Neigung verringert sich. Genial! Wenn das Neigen schon so gut funktioniert, warum nicht damit arbeiten!

So saßen wir nach der Besichtigung der Piazza in einer Pizzeria nahe des Turms, betrachteten ihn beim Essen, und wälzten dieses kuriose Thema des Schiefen Turms und seiner Vergangenheit.
Ich kann sagen, wir haben kein Bauwerk auf unserer Reise so ausführlich genossen wie unser freches Türmchen, das da so keck hinter seinem Dom hervorlugt.


Sonntag, 12. August 2012

Ave Austria, te salutamus!

Samstag, 11. August, 22:13 Uhr
Angekommen

Nach 20 Tagen Reisen haben wir unsere Rucksäcke zum letzten Mal abgesetzt und unsere Hochzeitsreise beendet.
Leichte Wehmut beim Schreiben dieser Zeilen...







Noch ist es nicht zu Ende. Wir sind irgendwo in Florenz mit ausführlicher Berichterstattung stehengeblieben. Wir müssen noch Kuriosestes aus Neapel berichten, wir haben noch den Schiefen Turm in Arbeit (er steht noch), schließlich die alten Römer in Pompeji, unsere letzte Station Verona, und schließlich die Heimreise.
Pisa muss man gesehen haben...

Der Vesuv hoch über den Ruinen von Pompeji
Eine katholische Versicherung... Prämien niedrig - für die versicherten Objekte wird in Nonnenklöstern gebetet - im Schadensfall Vergütung nach Auferstehung... haha! Nein, so ganz wirds nicht sein...
Carrozza 11 Posti 5A und 6A. Unsere
Plätze auf der Reise von Neapel in
den Norden.
Ein kurzer Verweis auf die italienische Eisenbahn mit ihren Viehwaggon-Regionalzügen und den schnellsten, komfortabelsten Hochgeschwindigkeitszügen, die man sich vorstellen kann, sollte auch nicht fehlen.

In Ägypten waren wir nicht gerade... also was ist da los?
Und schließlich: was wäre eine tolle Reise ohne ordentliche Nachbereitung? Oder will nur ich wissen, wieviele Bahnkilometer wir zurückgelegt haben? Die schnellste Strecke? Die weiteste? Abstand zwischen nördlichstem und südlichstem Punkt? Immerhin weiß ich jetzt schon zu berichten, dass wir am Null-Grad-Meridian dahinspaziert sind, einen Sonnenbrand entwickelnd. Das passierte ganz zufällig, war dort vor Ort gar nicht angeschrieben. Man denke nur an den Aufstand in Greenwich mit der Linie! Es gibt vierzig Milliarden Fotos mit Leuten, die einen Fuß westlich, einen Fuß östlich des Meridians haben. Ich übrigens auch.

Aus unseren 4,56 Giga Fotos müssen wir noch einen überschaubaren Diaabend und ein ansehnliches Album zusammenstellen. Letzeres wird es wieder in digitaler Form geben, wie schon die Hochzeitsfotos.

Also, nächste Station: Pisa. Bis dann!

Donnerstag, 9. August 2012

So viel Florenz, Pisa, Neapel, Pompeji, Verona, doch das Internet!!




Das Zeitalter des Internet hat uns viele neue Dinge gebracht. Das E-Mail hat das Schreiben vereinfacht, Facebook revolutioniert den sozialen Kontakt, und mit foursquare kann man mittlerweile jedem auf die Nase binden (zum Beispiel per Facebook) was man gerade wo macht. Einfach beim Schiefen Turm von Pisa einchecken, auf Facebook mitteilen, und schon ist die beste Angabe fertig!
Eine schöne Neuerung ist das Bloggen. Das Wort Bloggen ist eine Neuschöpfung aus dem „Loggen“, also dem Führen eines Logs, eines Logbuches, im Internet.

Die Reiselandschaft hat in der letzten Zeit ein kleines, aber sehr wichtiges Detail dazugewonnen: Es heißt „Wi-Fi“, richtiger gesagt WLAN. Ein Hotel ohne Angebot von Internet kann heute nur mehr Operngäste für Wagner in der Arena von Verona ansprechen. LAN gehört quasi schon zum Standard, ist aber bereits ein Witz. Heute will nicht mehr der mitgebrachte Computer ans Netz geschlossen werden, heute wollen unsere Mobiltelefone mit Datenstrom versorgt werden. Drei Viertel meiner Internetanwendungen auf Reisen laufen über das Telefon. Sie ersetzen damit einen Teil der Computerarbeit, und einen Teil der Reiseunterlagen. Und es sind Spielereien auch dabei. Einchecken mit foursquare geht halt nur auf dem Telefon gut.
Keine Hundehütte, die heute nicht gratis „Wi-Fi“ im Zimmer anbietet. Über die Qualität des Netzes lässt sich dann streiten. Seit Florenz haben wir Schwierigkeiten mit der Internetverbindung, da die recht großen Hotels ein zu schwaches Netz für eine gute flächendeckende Anbindung betreiben. In Neapel schließlich konnten wir ab dem zweiten Tag gar nicht mehr ins Netz, und das, wo wir Hotelbuchungen und Zugfahrpläne abzurufen hatten.
Heute sind wir in Verona angekommen, in einem Vier-Sterne-Schuppen, in dem es von deutschen Urlaubern nur so wimmelt, die im Anzug und Abendkleidchen zur Freiluft-Opernaufführung in der Veroner Arena wackeln. Dieses eigentlich tadellose Hotel hat eine Eigenheit, die uns gar nicht schmeckt: Hie gibt es zwar WLAN im Zimmer, aber für eine Stunde Verbrauch werden drei Euro verrechnet. Das ist einzigartig auf unserer ganzen Reise! Kein Internet, ja, das würden wir verstehen. Aber wo jeder Postgasthof einen Router betreibt, kassiert der Vier-Sterne-Schuppen ab.
Wir sind deshalb etwas wortkarg in letzter Zeit, und diesen Blog-Post schreibe ich in Word vor, um ihn anschließend rasch ins Netz zu kopieren. Das spart wertvolle Zeit!

Im Übrigen noch zum Detail: Restaurants, Cafes, in den abgelegendsten Kaffs Europas, bieten gratis Internet an. Meist gibt es dann einen Code, den einem der Ober verrät, sobald man etwas bestellt. Das ist heutzutage ein Geschäftsfaktor, und wird es in Zukunft noch viel mehr werden.
In Pisa waren wir in einem recht modernen und jugendlichen Restaurant, zusammen mit drei anderen jungen Pärchen. Jeder hatte das Mobiltelefon vor sich und surfte im Internet. Wir nicht ausgeschlossen. Wir checkten per foursquare in dem Lokal ein und bekamen als Dankeschön dafür einen Kaffee spendiert. Ein immaterielles Gut erzeugt so ein materielles Gut! Hätte sich der alte Marx im Leben nicht gedacht!

Was wir so im Übrigen mit dem Handy machen:
Ich surfe durch die Wikipedia für Reiseinformationen. Diese speichere ich offline auf dem Telefon und kann sie dann jederzeit abrufen und lesen, ohne im Netz zu sein.
Ich suche Zugverbindungen, und speichere auch diese. Wenn wir dann unterwegs sind, sind sie sehr dienlich zum Nachschauen.
Ich buche Hotels über eine Handy-App bei booking.com und habe dann alle nötigen Informationen zur Buchung auf dem Telefon gespeichert.
Die modernen Touch-Screens sind wirklich gute Bildschirme. Man kann darauf tadellos lesen.

Liebe Freunde!
Wir werden Euch noch viel über Florenz, über Pisa, Neapel, Pompeji und Verona verraten müssen, und das werden wir noch dieses Wochenende tun, aber gebt uns Zeit, bis wir wieder genug Ressourcen zur Verfügung haben!
Dann erfahrt ihr auch mehr von unserer Odysee, nach Österreich zurückzukommen, die sich gerade abzeichnet. Dabei sind wir unserer Heimat hier schon so nahe...

Bis bald in Österreich!

Sonntag, 5. August 2012

Florenz und Kurioses

Kennt ihr das auch? Wenn man auf Reisen einmal länger bleibt, hat man schon bald das Gefühl, man ist schon ewig da. Wir sind den zweiten Tag in Florenz, und haben uns schon sehr an die Stadt gewöhnt.

Was ist los hier? Nun, zunächst einmal prägt das Fernsehen: Italien hat heute im Fechten Gold gewonnen. Daran konnte man nicht vorübergehen.
Bald fahren wir nach Neapel weiter. Auch hier meldet das Fernsehen Interessantes. In der Toskana und im Süden gibt es wieder Waldbrände, weil es so heiß ist, und weiter heiß bleiben wird. Im Trentino gibt es Regen und Überschwemmungen, unterspülte Bahntrassen und vermurte Straßen. Dort wollen wir Gott sei Dank nicht hin. Mögen die Unwetter nicht ins friaulische ziehen, wenn wir über Venedig nach Hause wollen!!

Florenz hält uns erst einmal mit seiner Anziehungskraft fest. Es ist auch gerade nicht überlaufen, immerhin messen wir hier offiziell 36° C, gefühlt wird mit 41° gerechnet. Es gibt hier keinen Wind, die Hitze drückt auf die Stadt. Wir haben uns daran gewöhnt. Wir sind jetzt Eidechsen.
Im Garten des Boboli haben wir den Nachmittag verbracht. Auch nicht gerade eine Abkühlung.

Bald treten wir eine unserer längsten, zugleich aber unsere schnellste Reise an. Zuerst, wenn wir mit dem blitzschnellen Freccia Rossa nach Neapel glühen. Im Anschluss, wenn es von dort wieder nach Norden geht, werden wir in wenigen Stunden den ganzen Stiefel durchqueren.

Florenz ist einzigartig. Diese Mischung von Sakralbauten, öffentlichen Anlagen und Privathäusern ist einfach gut ausgewogen und nirgends übertrieben. Der Dom ist zwar atemberaubend, aber auf eine liebliche Weise. Privathäuser sind auf so verschieden Art und Weise geschmackvoll und prächtig gebaut, mit ein wenig bodenständiger Holzverarbeitung und fein gegliederten Fassaden. Hier wird Reichtum gezeigt, aber nicht geprotzt. Die ganze Stadt ist so ein Schmuckstück in jeder Gasse.
Der Ponte Vecchio. Kennt man ja. Hier gibt es nur
Juwelierläden, keinen einzigen Bäcker oder
Souvenirhändler. So was...

Der Ponte Vecchio mit uns. Kennt man noch nicht.

Ich sag' immer "Dogenpalast", aber es ist der Palast
des Herzogs. Nicht immer alles vermischen!!

Neptunbrunnen beim Dogenpalast... meine Herzogs.... übrigens
am Ende eines heute noch funktionierenden
römischen Aquedukts.

Der Dom von Florenz! Wie aus einem Bilderbuch. Sooo schön.

Die Italiener haben für jeden "Dreck" eine Polizei. Hier die
hydraulische Polizei der Provinz Florenz

Pferdegespanne für Stadtrundfahrten allüberall zu finden. Hier
tankt ein Pferd gerade mit Biosprit auf.

Der ist gut: hier kann man Kleidung nach Kilogrammpreis
einkaufen. Angeblich Designerware. Waren nicht drin. Sind
ja nicht dumm...

Der Dom vom Garten Boboli. So schöne Kuppel! So schön!

Italienische Gärten erkennt man sofort.


Der Freccia Rossa am Bahnhof Florenz. Steht bereit, uns
bald in den Süden zu bringen. Mit 300 km/h.



Samstag, 4. August 2012

Impressionen

Der Glockenturm des Rathauses in Aix en Provence
Aix en Provence

Bevor wir die Provence verließen, machten wir einen Abstecher nach Aix, die Hauptstadt der Region. Sie ist eine ebenso reizvolle Stadt im Hinterland, die auch eine große Universität betreibt und daher, was von den zahlreichen Studenten herrührt, auch normale Preise, unkomplizierte Angebote und ein frisches Flair hat. Der Tag war sicherlich eine Erholung vom starken Treiben in Marseille, wenn auch hier viele Touristen wohl den gleichen Gedanken wie wir nachgingen.


Die Hauptstadt der Provence













Nizza

Oft fotografiert: Bahnhofsbeschriftung in Nizza

Hier ist er: Voila! Unser erster Eindruck von Nizza. Der Bahnhof, nicht minder beliebt als der Flughafen mit seinen 5-Minuten-Landungen. Als wir schließlich den Regionalzug nach Ventimiglia besteigen wollten, schafften wir es gar nicht auf den ersten Versuch, und warteten auf den nächsten, der dann etwas gemäßigter vollgepfropft war. Die meisten Leute stiegen übrigens in Monte Carlo aus und hinterließen eine öde Stimmung wie im Bummelzug nach Eierbach.


Place Massena
Der Place Massena ist der Mittelpunkt des neueren Nizza und gleichzeitig der Anschlusspunkt an die Altstadt. Von hier aus erstreckt sich über einen Kilometer eine Einkaufs- und Flaniermeile vorbei an den Bauten der Jahrhunderwende (19./20. Jhd. versteht sich). Das ist quasi schon das moderne Nizza, denn hier begann der Luxustourismus schon vor über hundert Jahren, zu gedeihen und zu blühen, wie es moderne Badestrände erst siebzig Jahre später schafften (und da war der Baustil kein Augenschmaus mehr).
Das ganze "Viertel" dieses modernen Nizzas ist an sich schon eine Stadt.
Und erst rundherum, bis auf die Bergspitzen, erstreckt sich erst das Nizza des 20. Jahrhunderts, mit seinen großen Wohnkomplexen und Villen.


Auf dem Schloßberg von Nizza mit Blick Richtung Westen

Die Palmen! Nizza hat so viele Palmen, und haushohe!
Seit zwei Wochen nur Sonnenschein. Wohin wir auch kommen. Es scheint, als reisten wir einem Hoch hinterher, das sich langsam von Frankreich nach Italien verlagert.

Wir haben übrigens eine Karte für euch auf unserer Seite "Bunte Kiste" (bitte oben im Menü zu suchen), wo man den Bogen sieht, den wir bisher über den Kontinent beschrieben haben, und wie wir langsam unserem Ausgangspunkt wieder näher kommen. Und das alles mit der Bahn.
Eine Kirche (an der Prachtmeile Avenue J. Medecin)

Die Palmen und wieder die Palmen! Haushohe Trümmer

Die Promenade des Anglais mit Fuß- und Radweg

Das Hotel Negresco an der Promenade des Anglais