Freitag, 27. Juli 2012

Ist Frankreich Frankreich - oder England?

Soeben kommen wir in La Rochelle an der Atlantikküste Frankreichs an, seinerzeit wohl der wichtigste Hafen des Reiches. Heute dient er hauptsächlich dem Fischfang.

Seit Orleans fällt uns etwas auf, das uns seitdem immer mehr beschäftigt. Fangen wir in La Rochelle an. Die ganze Kulisse am Hafen, die Häuser und Straßen atmen das Flair, wie ich es bisher nur von englischen Küstenstädten wie Brighton kenne. Auf der ganzen Überlandfahrt, bei unseren Ausflügen ins Dörfliche, stellen wir gravierende Ähnlichkeiten des Baustils mit dem Englischen fest. Man nehme ein englisches Cottage-Häuschen und "verfeinere" es mit ein paar barocken Schwingen über einem Dachfenster, und voilà, wir sind in Frankreich. Beaugency, Blois, Tours, wir fahren durch Vorstadtvierteln mit kleinen Doppelhäuschen mit schmalen Gartenstreifen hinter dem Haus, getrennt von Bretterzäunen oder Steinmauern. Ist Frankreich Frankreich - oder England?

Im Hafen von La Rochelle spielt sich ein Kirmes ab, der auf den Kais der englischen Südküste nicht anders abläuft. Es riecht nach triefendem Fett der Imbissbuden, die sich hier mit Crepes, Waffeln und Sandwiches hervortun. Sandwiches! Die Franzosen essen andauernd Sandwiches! Die Kinder im Zug, die Jugend im Park, wo ist das Baguette, wo sind die Schnecken und Froschschenkel? Nein, sie hängen alle am schlabbrigen Toastbrot, gut britisch belegt mit Salat, Paradeiser und Schinken.
Die Vermutung liegt nahe, dass sich das Bild der Stadt bei Schönwetter anders präsentieren wird, und dass der Süden dann doch noch einen Unterschied aufweist, im Land der Langue d'oc. Vielleicht geht ein "Äquator" mitten durchs Land und teilt Normannen von Romanen? Wir werden es ja sehen.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen